Projekt für Mini-Mieten in der Leipziger Südvorstadt gescheitert

Lange war um die Zukunft von drei maroden Häusern in der Leipziger Südvorstadt gerungen worden. Der Stadtrat setzte sich dafür ein, dass in den 100 Wohnungen ein Modellprojekt für niedrige Mieten entsteht. Doch zumindest vorerst ist das gescheitert. Es hätte der Eigentümerin LWB einen Millionen-Verlust gebracht.

Vorerst gescheitert ist ein Projekt für Mini-Mieten in der Südvorstadt. Auf LVZ-Anfrage teilte die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) mit, dass sie drei alte Häuser mit 100 Wohnungen nun doch so sanieren will, wie es schon länger geplant war. Nicht umgesetzt werde demnach eine Forderung der Initiative „Vernetzung Süd“.

Die wollte erreichen, dass nach der Sanierung keine der 100 Wohnungen mehr kosten darf als 6,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Mindestens die Hälfte sollte noch deutlich günstiger bei etwa fünf Euro liegen. Das wäre der Wohnkostensatz, den Langzeitarbeitslose oder Sozialhilfe-Empfänger in Leipzig erstattet bekommen.

Petition mit mehr als 3500 Unterschriften

Eine entsprechende Petition „Südvorstadt für alle“ fand mehr als 3500 Unterschriften. Im Oktober 2023 schloss sich die rot-grün-rote Mehrheit des Stadtrates den Vorschlägen der Initiative an. Ein Ratsbeschluss legte fest, dass Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) der LWB-Geschäftsleitung nahelegen soll, alternative Konzepte für die Sanierung der Häuser zu erstellen.

Weiter hieß es im Beschluss, das kommunale Unternehmen solle sich erneut auf die Suche nach Fördermitteln begeben. Eventuell könne ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt aufzeigen, wie sich trotz hoher Baukosten, Klimaschutz und Denkmalschutz eher kleine Mieten erreichen lassen. Jung zeigte sich schon damals skeptisch, spach von einer „Eier legenden Wollmilchsau“.

Trotzdem prüfte die LWB erneut. Sie kam zum Ergebnis, dass ein vollständiges Umsetzen des Ratsbeschlusses für das Unternehmen etwa zehn Millionen Euro Verlust bedeuten würde. Aus Sicht von Jung und von Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne), der auch den LWB-Aufsichtsrat leitet, war das zu viel.

LWB will Mieterinnen und Mieter informieren

LWB-Geschäftsführerin Doreen Bockwitz erklärte nun: „Wir haben das Signal bekommen, auch von Herrn Jung, dass wir in der Südvorstadt in die Umsetzung gehen können.“ Zu den Gründen und genauen Inhalten der Entscheidung wolle man zeitnah noch mal auf die Mieterinnen und Mieter sowie Initiativen vor Ort zugehen und sie erläutern. Grundsätzlich sei aber klar: Je länger die Sanierung der maroden Häuser hinausgeschoben wird, desto größer sei der finanzielle Schaden und auch der für die Umwelt.

Weit über die Hälfte der Wohnungen in der Kochstraße 13-15, der Kochstraße 59-63 und der August-Bebel-Straße 81-83 steht schon lange leer. Alle noch verbliebenen Haushalte erhalten während der Bauzeit Ausweichquartiere. Ihre Kaltmiete soll im Anschluss auf im Durchschnitt reichlich fünf Euro pro Quadratmeter angehoben werden. Für die anderen Wohnungen versuche man noch, wenigstens einige Fördermittel zu bekommen, damit die Mieten nicht ganz so hoch klettern.

Betroffene vor Ort reagierten mit Kritik. Die LWB habe ihre Kalkulationen zu hoch angesetzt und nur einem ausgewählten Kreis offengelegt, monierte die „Vernetzung Süd“. Auch seien weder Mieterinnen und Mieter noch die von der Initiative vorgeschlagenen Wissenschaftler ernsthaft bei der Suche nach Alternativen einbezogen worden.

Linke erwägt einen kommunalen Zuschuss

Stadträtin Juliane Nagel (Linke) kündigte an, ihre Fraktion verlange eine neue, realistische Kostenrechnung – mit unterschiedlichen Szenarien. Auf dieser Grundlage solle der Stadtrat abwägen, „ob aus dem neuen Doppelhaushalt ein städtischer Zuschuss erfolgen kann“.